Ganzheitliche Architektur

Lässt man sich auf ganzheitliche Architektur ein, heißt es zuerst einmal, das geistige Bündel zu packen und sich auf die Reise zu sich selbst zu machen. Ist dieses Abenteuer einmal eröffnet, wird bald klar, dass gute Architektur komponiert wird. DI Cordula Bachner gibt Einblicke in ihre spannende Arbeit.

FHT: Der Begriff „ganzheitliche Architektur“ ist schon längerer Zeit in aller Munde. Doch was verstehen sie unter diesem Begriff konkret?

DI Bachner: Für mich bedeutet ganzheitlich planen, die Bauherrn in Ihrem Wesen zu erfassen und Häuser zu planen, die ihre Bewohner nähren und deren Kraft unterstützen. Ich sehe meine Aufgabe als Architektin vor allem darin die Menschen zu begleiten, herauszufinden was sie wirklich wollen, und dafür stimmige Räume und Häuser zu planen. Dem inneren Wesen Raum geben, dem Wesen der Bewohner und nicht des Architekten ist die Überschrift meiner Arbeit.

FHT: Wie funktioniert diese Phase der Auseinandersetzung und auf was sollten sich Ihre Kunden einstellen?

DI Bachner: Nun, in erster Linie sollte genügend Zeit für die Planungsphase vorhanden sein. Es geht um die Auseinandersetzung der Hausbewohner mit ihrer eigenen Person, ihren Bedürfnissen und Wünschen. Als Hilfestellung und, wenn Sie so wollen, als roten Faden auf dieser Reise zu sich selbst, gebe ich meinen Kunden eine Checkliste mit wichtigen Fragen, die jedes Familienmitglied idealerweise alleine beantwortet. Alleine deshalb, weil es wichtig ist, Einflüsse von außen, wie Familie, Freunde, Anpassung, Kontrolle und kurzfristige Modetrends auszufiltern. Die Fragen „Was tut mir gut“ und „Was brauche ich, um mich gut fühlen zu können“ sollen ehrlich und unbeeinflusst beantwortet werden. Jedes Familienmitglied wird dabei gleichwertig behandelt. Die Kunst ist es dann, am Ende einen Konsens zu finden, mit dem jeder, im wahrsten Sinn des Wortes, zufrieden ist.

FHT: Wie können zum Beispiel solche Ergebnisse dieser Bedürfnisanalyse aussehen?

DI Bachner: Ein Faktor sind zum Beispiel die Lichtverhältnisse in den Räumen. Manche Menschen wünschen sich in hohem Maße Geborgenheit und Sicherheit im eigenen Heim. Da ist es wichtig, durch die richtige Planung eine „höhlenähnliche“ Atmosphäre zu schaffen. Andere wiederum wollen vorwiegend sonnendurchflutete Räume, da sie gerne hinaus leben und sich ein Haus wünschen, das den Garten hereinholt, und andere wollen beides…

FHT: Welche Bereiche umfasst nun die ganzheitliche Architektur im Detail?

DI Bachner: Idealerweise beginnt die ganzheitliche Architektur bei der Auswahl des Grundstückes. Der so genannte „genius loci“, die Qualität des Ortes, wirkt auf das Haus und bestimmt auch zu einem guten Teil den Entwurf des Hauses. Ziel ist es, im Einklang mit der Umgebung zu sein. Faktoren wie, Erdstrahlung, Elektrosmog oder Wasseradern werden dabei berücksichtigt und können harmonisiert werden.

Ich plane unter Berücksichtigung von Geometrie, Maß, Zahl und Proportionen. Diese Verhältnisse finden sich im Aufbau der Natur sowie menschlichen Körpers wieder, und auch Kirchen und Schlösser wurden früher danach konstruiert. Diese energetische Grundlage erzeugt ein harmonische Feld, das meine Häuser auszeichnet.

FHT: Welche Einflüsse fließen noch in Ihre Architektur ein?

DI Bachner: Eine wichtige Rolle spielt auch die Astrologie, die ich besonders gerne bei der Analyse der Wohnbedürfnisse einsetze, natürlich auch bei kleinen Kindern, die ihre Wünsche noch nicht wirklich artikulieren können. Ebenso lasse ich Aspekte des Feng Shui in meine Planung einfließen.

FHT: Wie spiegeln sich die, von Ihnen zusammen mit Ihren Kunden lokalisierten Bedürfnisse im Raumprogramm wieder?

DI Bachner: Konventionelle Raumprogramme, die ja auch eine bestimmte Art zu leben vorgeben, tragen oft zu Unbehagen und Spannungen innerhalb der Familie bei. Die Analysephase, die der Planung vorausgeht, macht schnell deutlich, welche Räumlichkeiten notwendig sind und auf welche verzichtet werden kann. Hausbewohner, die einen großen Freundeskreis haben und gerne Gastgeber sind, benötigen zum Beispiel ein größeres Wohnzimmer und einen großzügigen Eingangsbereich als andere.

Ein spannungsgeladener Bereich sind die unterschiedlichen Freizeitgestaltungsbedürfnisse der Hausbewohner. Ein separater, nicht im Wohnzimmer inkludierter Fernsehraum kann oft für Entspannung sorgen. Kinder, um ein anderes Beispiel zu nennen, brauchen ihren eigenen Bereich, wo sie ungestört alleine und auch gemeinsam sein können. Diese Kinderzone oder, wenn Sie so wollen, elternfreie Zone ist für ein harmonisches Zusammenleben eine gute Voraussetzung.

FHT: Gibt es ein paar Grundlagen, an die sich jeder zukünftiger Hausbesitzer halten sollte?

DI Bachner: Ja, die gibt es. Generell gilt, dass mit Farben und Licht Atmosphäre geschaffen werden kann. Farben sind übrigens ein sehr kostengünstiges Gestaltungselement. Auch sollte es an keinem Ort des Hauses zu eng sein, da es sonst zu einem Energiestau kommt. Als Grundregel gilt, wenn sie gut durch das Haus Walzer tanzen können, dann fließt die Energie.

Eines meiner zentralen Anliegen ist es Räume statt Zimmer zu planen. Es heißt ja auch Lebensraum. Wenn auf genügend Stauraum geachtet wird, gelingt es auch ganz leicht, die restlichen Bereiche von unnötigem Ballast frei zu halten. Es entsteht dann wieder Raum, um zu leben –wir leben dann im Raum und nicht zwischen den Möbeln, ein beachtlicher Unterschied! Ein Umzug bietet eine gute Chance, seine Habseligkeiten durchzuschauen und „Altes“ zurückzulassen.

FHT: Das führt uns zu einem weiteren Thema, dem Umzug in die neuen vier Wände. Welche Tipps geben Sie Ihren Kunden mit auf den Weg?

DI Bachner: Die Devise heißt auch hier Zeit lassen. Ein gelungenes Hausprojekt benötigt neben Raum auch genügend Zeit. Der harmonische Ablauf des Hausbaues ist auch Basis für eine angenehme Atmosphäre im neuen Haus. Jede Bauphase braucht ihre Zeit, forcieren bringt für alle Druck, auch für die Bauherrn. Eine sorgfältige Baukoordination ist der Schlüssel und somit auch die Wahl des geeigneten Bauträgers.

Ein Umzug, wie gesagt, eignet sich wie kaum ein zweiter Anlass für eine Selbstreflexion und für das Durchforsten der eigenen Sachen. Es sollten daher nur die Dinge mit übersiedelt werden, die man auch wirklich mitnehmen möchte. Das Schwierigste dabei ist, den Mut auf zubringen, Dinge los- und zurückzulassen. Hat man das einmal geschafft, ist es wichtig, sich für das Ankommen im neuen Heim wiederum Zeit zu gönnen. Im Durchschnitt werden für das Gewöhnen an die neue Umgebung drei Monate benötigt.

In dieser Zeit ist es wichtig das neue Haus von der Bauphase energetisch zu reinigen. In unsrer Kultur kennen wir die Tradition des Räucherns aus der Weihnachts -und Osterzeit, wo es grundsätzlich darum geht, eine aufbauende und unterstützende Atmosphäre in die Räume zu bringen.

FHT: Frau DI Bachner, Sie haben schon Ihre ganzheitlichen Baupläne von Fertighausanbietern umsetzen lassen. Können die Bauweisen der Fertighausbranche Ihren hohen Anforderungen genügen?

DI Bachner: Grundsätzlich ja, mit der heutigen Technologie ist theoretisch jede Realisation möglich. In der Praxis gibt es aber leider nur einige wenige Firmen, die ausreichende Qualität und Flexibilität anbieten, um die Umsetzung meiner Planungen zu ermöglichen. Trotz allem kann das Fertighaus eine ideale Möglichkeit sein, ganzheitliche Baupläne kostengünstig, schnell und in guter Qualität, einfach gesagt effizient zu realisieren.

Text – Mag. Ingrid Haslauer/ Fertighausträume