Raumgestaltung: Tanz der Energien

Der Frühling zieht ins Land und mit ihm auch die Lust auf Veränderung, aus der wir neue Kraft schöpfen.

Vom Wiedererwachen der Natur inspiriert, regt sich im Menschen das Bedürfnis frischen Wind ins Wohnleben zu bringen – und neue Energie in den eigenen vier Wänden zu tanken. Schon kleine Maßnahmen können Wunder wirken, doch bevor es soweit ist, tut man gut daran, das traute Heim – und auch sich selbst – einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auf der Suche nach dem Frühlingserwachen für zuhause hat RONDO mit der ganzheitlichen Architektin DI Cordula Bachner-Beranek gesprochen:

Frau Bachner-Beranek, warum ist gerade der Frühling ein guter Zeitpunkt um in den eigenen vier Wänden etwas zu verändern?
Im Winter hatten wir die Möglichkeit, in uns zu gehen, über uns nachzudenken, mehr nach innen zu spüren. Oft ist das Ergebnis dieses Nach-Innen-Gehens die Erkenntnis, etwas verändern zu wollen. Was in dieser Zeit in uns geboren wurde, will im Frühjahr nach außen getragen werden. Die Raumgestaltung bietet eine Möglichkeit, diesen Wunsch nach Veränderung zu stärken und ihm Ausdruck zu verleihen. Besonders interessant und wirksam ist in dem Zusammenhang die eneretische Ebene. Diese feinstoffliche Ebene war früheren Generationen gut bekannt, dieses alte Wissen ist nur in den letzten 100 Jahren in unserer westlichen Kultur verloren gegangen.

Was ist das Ziel Ihrer energetischen Raumgestaltung?
Es geht darum, die Wohnung, das Haus, den Arbeitsplatz zu einem Kraftplatz zu machen. Räume der Kraft zu schaffen, in denen die Bewohner gestärkt und aufgeladen werden. So, wie es auch Kraftplätze in der Natur gibt, wo wir leichter Übereinstimmung mit uns selbst finden und unseren ureigensten Rhythmus. Solche Orte nähren unsere innere Kraft und unser ganzes Sein.

Wie gehen Sie bei Ihrer Planungsarbeit vor?
Im Mittelpunkt steht für mich die ganzheitliche Betrachtungsweise. Es geht darum, Menschen auf mehreren Ebenen anzusprechen. Nicht nur die materielle Ebene, wie z. B. die Verwendung gesunder Baumaterialien oder alternativer Heizsysteme, sondern auch die emotionale Komponente ist von größter Bedeutung. Schließlich geht es ums Wohlfühlen – und die Voraussetzung dafür ist das Herausfinden der individuellen emotionalen Bedürfnisse, wie zum Beispiel Rückzug, Wärme und Offenheit. Diese Bedürfnisse versuche ich ans Tageslicht zu bringen. Und dann gibt es noch die mentale Ebene – Vorstellungen, die durch Modetrends, Medien oder auch Freunde geprägt sind und oft mit den eigenen Bedürfnissen nicht übereinstimmen. Diese Ebene ist bei den meisten sehr ausgeprägt. Das Ziel zu Beginn meiner Arbeit ist, aufzuspüren, welche wesentlichen Bedürfnisse da sind.

Wie lassen sich wesentliche Bedürfnisse aufspüren?
Die Astrologie ist für mich ein hervorragendes Werkzeug um zusätzliche Informationen über diese grundlegenden individuellen Bedürfnisse zu erhalten. Auch selbst entwickelte Farbkarten spielen dabei eine große Rolle – sie sprechen die intuitive Seite der Menschen an. So habe ich z. B. ein Haus für ein Ehepaar geplant, das mit dem Wunsch zu mir kam, alles möge nur möglichst funktionell sein. Es hat sich jedoch im Laufe der Beratung herausgestellt, dass die Geburtshoroskope beider eine starke Betonung des Elements Wasser zeigten. Als Folge daraus habe ich unter anderem ein großes, sonnendurchflutetes Badezimmer geplant. Sie fühlten sich von dieser Erkenntnis und dem Planungsergebnis sehr angesprochen. Sie wünschten sich sogar ein noch größeres Badezimmer und zusätzlich einen Swimmingpool im Garten. Genau darum geht es: Die wesentlichen Bedürfnisse der Menschen herauszufinden und anzusprechen, die ihnen aber selbst oft nicht bewusst sind. Um etwas zu kreieren, das wirklich stimmig ist.

Wie kann man konkret jetzt im Frühjahr seine aktuellen Herzenswünsche in der Raumgestaltung umsetzen?
Am Beginn jeder Neugestaltung steht die Reinigung. Dabei gilt es herauszufinden: Was ist stimmig in meinem Wohnumfeld, wovon fühle ich mich gestützt und genährt? Was freut mich, weil es da ist? Und was ist nur aus Gewohnheit da? Wichtig dabei ist ein neutraler, offener Blick, den man zum Beispiel auch hat, wenn man im Urlaub ein Hotelzimmer betrachtet. Das Leben ist immer Wandel. Wie die Kleidung ist auch die Wohngestaltung Zeichen dieses inneren Wandels und Ausdruck nach außen. Jetzt ist also die richtige Zeit für einen „liebevollen“ Wohnungsputz – darunter verstehe ich nicht nur das Hin- und Herwischen, sondern auch das Verabschieden, Ausmisten und Entrümpeln von Dingen, die nicht mehr gebraucht werden. Diese sollte man aber nicht unbedingt wegwerfen. Wer weiterschenkt, kann andere damit erfreuen – ein positiver, nährender Zyklus.

Und nach der Reinigung?
Nach der Klärung der Räume, die sich zusätzlich auch noch mit einem Räucherritual unterstützen lässt, um nicht mehr gebrauchte Energien zu verabschieden, können Maßnahmen für Herzenswünsche gesetzt werden. Das kann über ganz individuell ausgewählte Symbole wie ein Bild, ein Stein oder Blumen geschehen. Wer Bedürfnis nach mehr gestalterischer Veränderung hat, tut dies am besten mit Farbe – das ist kostengünstig und hat eine große Wirkung.

Welche Farben eignen sich für eine erfrischende Veränderung?
Das hängt ganz individuell von den Bewohnern ab. In erster Linie wird natürlich hellgrün in Verbindung mit Frische gebracht. Man muss hinspüren, was die Situation erfordert. Ganz schnell lässt sich Farbe über Accessoires wie Polster, Servietten und Blumen in die eigenen vier Wände bringen. Wer Lust auf mehr hat, arbeitet mit Farbe an den Wänden. Aber auch da gibt es keine strengen Zuordnungen wie etwa beim klassischen Feng Shui, sondern das soll ganz nach eigenem Empfinden passieren. Denn: Farbgestaltung ist so etwas wie die homöopathische Medizin der Raumgestaltung.

Die Geschmäcker sind allerdings verschieden. Wie werden sich mehrere Bewohner unter einem Dach einig?
Mit dem Wissen um astrologischen Zusammenhänge, lässt sich immer ein Farbkonzept erstellen, mit dem sich auch sehr unterschiedlichen Menschen wohlfühlen. Darüber hinaus – und das ist wesentlich – sollte jeder seinen Raum bzw. seinen Platz im Haus oder in der Wohnung haben und dort seine Akzente setzen.

Frühjahrs- Checkliste für Ihren Raum
– Was ist der erste Eindruck wenn ich als “Gast“ durch meine Wohnung, bzw. Büro gehe?
– Welche Atmosphäre nehme ich wahr?
– Welche Gegenstände bemerke ich?
– Fühle ich mich von ihnen genährt und unterstützt?
– Was freut und gefällt mir wirklich?
– Was davon habe ich nur aus Gewohnheit oder Höflichkeit?
– Welche Qualitäten brauche ich, um mich zutiefst wohl und genährt zu fühlen? Sonne, Ruhe, Weite, Natur, Offenheit,…..
– Was belastet mich ehrlich betrachtet und steht dem Leben im Weg?
– Kenne ich strahlende Ort, empfinde ich meine Wohnung auch als solchen?
– Will ich meinen Raum, mein Leben, dem Wandel öffnen?
– Was will ich in diesem Frühling in meinem Leben neu stärken?
– Wofür will ich mich öffnen?
– Wem oder welchen Bereichen will ich mehr Raum geben?
– Welchen neuen Akzent möchte ich als Symbol dafür innerhalb meiner Wohnung setzen?

Text- Manuela Wagner-Ottawa / Standard – Rondo